Goedi, viele Mustangs und ein Wochenende in Zingst

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Ort
Norddeutschland
Fahrzeug
Shelby GT500 (2020)
Hallo lieber Leser,

ein Blick auf die Uhr…Oh, es ist schon Anfang April. Also Saisonstart für die Mustangs dieser Welt. Und damit der Start für die erste große Ausfahrt.

Da haben wir auf der einen Seite das Bekannte, Alltägliche.
Auf der anderen das Unbekannte, Unheimliche und unberechenbare Fremde…Zingst :noway:

Zingst, das ist eine Halbinsel irgendwo zwischen Rostock und Stralsund (ja…in Deutschland…McPomm), gleich neben so wichtigen Orten wie Pruchten und Große Kirr.
Nicht nur, dass hier die Farbe grün erfunden wurde, hier entstanden auch so unvergessliche Welthits wie…mhhh….fallen mir gerade nicht ein.
Sie sehen also, wir sind am Nabel der Welt.
Und wer vor Ort irrtümlich „Insel“ sagt, wird von den Eingeborenen abgemahnt oder gleich ertränkt….je nach Belieben und Tageszeit. Zingst liegt auf einer Halbinsel! Ist so…Basta.

Aber was ist hier eigentlich an diesem Wochenende los :dry:

Ganz einfach. Da gibt es die Jenny und den Mario…die sind ein Paar…vermutlich, oder ganz sicher. Die beiden lieben nicht nur das Risiko, sondern auch das Unbekannte (siehe oben: Zingst). Und weil es hier soooo langweilig ist, haben die beiden sich gedacht „Scheiß auf Naturschutzgebiet, jetzt kommen wir mal mit richtigen Ponys vorbei“.

Kurz mal im Forum gefragt und schon fahren über 60 Mustang wie die Lemminge nach Zingst. Wer hier nicht rechtzeitig bremst, der parkt schon in Dänemark.

Der Weg führt uns also vorbei an ca. 106-107 zwangsgeparkten Sportwagen auf einer Autobahnraststätte an der A20, wir bekommen Hubschrauberbegleitung von der Polizei und viel Werbung für das Event (Radio), nach Zingst auf dem Darß.

Einen Zwischenstopp in der Hansestadt Rostock haben wir eingelegt. Tag der offenen Tür beim Ford Autohaus in der Rostocker Südstadt. Nett war es.
Ich erinnere den kleinen Jungen, der bei jedem ankommenden Mustang zu seinen Eltern ruft „boah…noch einer in grün…da kommt ein roter…und da ein blauer“…ich vermute mal er wird am Abend heiser sein, oder mit seinen 6 Jahren den Stimmbruch eingeleitet haben.
Es gab in Rostock Getränke und Burger. Nur mit dem Publikum, da waren wir etwas schwach besetzt. Vielleicht hätte es geholfen, wenn wir mehr Action gemacht hätten. Wahl zum schönsten Auto und die hässlichen müssen im Stock Car Rennen gegeneinander antreten. Aber nix…also weiter bei bestem Wetter durch Regen und Sturm auf die Ins…Halbinsel.
Es geht weiter zum Ziel auf den Darß.

Es gibt doch nichts Schöneres, als mit dem Mustang offen durch die Landschaft zu cruisen und Helene Fischer zu hören…außer…ne Wurzelbehandlung ohne Betäubung im offenen Mustang :cowboy:
Der Darß. Das ist ein beschauliches Stück Erde…zumindest bis gestern. Jetzt falle Sie alle hier ein. Mustang für Mustang erreicht am Freitag die Halbinsel.
Die Anwohner müssen gedacht haben, es gibt Gewitter…ca. 60 Mal an diesem Tag :evil:

Ein erstes Wiedersehen mit vielen alten und jungen bekannten Gesichtern gibt es am Freitagabend beim gemeinsamen Essen.
Hier treffe ich sogar den lange vermissten Günter im Norden dieser Republik wieder.
Günter ist mein Held vom anderen Ende unserer Deutschen Demokr…ne, das war was anderes. Dieser Günter hat schon alle Mustanggenerationen erlebt!
Und sogar einen von seiner Frau geschenkt bekommen…Schatzi? Liest Du das?!?

Im Übrigen haben wir eine super Unterkunft.
Nachdem ich dreimal um den Kreisverkehr gefahren bin :augenzu: , habe auch ich Depp diese gefunden. Es ist nicht so, dass das Captain Pahlen einem vors Auto springt und schreit „ich bin´s“…aber der Typ der mir am Straßenrand dreimal zugewinkt hat, verdammt, das war der Mann von der Unterkunft, der mit andeuten wollte…Du Idiot, park hier und fahr da nicht so dumm rum.

Bevor ich Euch vom Samstag, dem Haupttag des Events berichte, muss ich noch etwas über schwarze Flecken auf der weißen Weste dieser Mustangveranstaltung erzählen.
Nein, nicht das Wetter. Es ist immer Mustangwetter…die Frage ist nur, ob Verdeck offen oder geschlossen. Nein, was ich meine ist dieses unanständige Monster von Challenger mit dem Namen Kassandra, dass hier mit meinem Pony flirtet. Nehmt das weg…Leute gibt es :huh:
Ich überlasse mein Schneewittchen und Kassandra der Nacht auf dem Parkplatz.

Guten Morgen Samstag.
Es gibt ein sehr ausladendes Frühstück, welches ich in Pixelform auf meinem Smartphone fotografiere und direkt per Strompost an meine liebe Frau sende. Ich kommentiere das Foto auch mit „siehst Du…so muss das“. Wir reden zurzeit nicht mehr miteinander…keine Ahnung was sie hat.
Nach diesem super Frühstück (Ich habe mich in ein Frühstück verliebt) geht es los zur Veranstaltungsfläche in Zingst. Hier trifft man noch echte Norddeutsche Menschen.
Hier sag man Moin., denn alles andere ist schon Gesabbel. Moin ist in Norddeutschland ein vollständiger Satz. Und ein „Moin“ und ein „Jo“ sind eine umfassende Konversation.

Mach den Teller leer haben Sie gesagt. Und was haben wir davon? Dicke Kinder und Klimakatastrophe! Aber leider keinen Dauersonnenschein.
So wechseln sich heute Regen, Graupel, Sonne und Wind im Minutentakt ab.

Das erste Highlight steht uns jetzt bevor. Mit Begleitung der örtlichen Polizei (Die Jungs von der Exekutiven Staatsmacht geben sich heute sehr gelassen. Keine Blitzer oder Kontrollen) geht es auf eine große Halbinselrunde. Beeindrucken ist das nicht…nee…es ist Mega was wie hier machen.
Gefühlt 5 Kilometer Mustangs und eine Kassandra fahren in einer Reihe über das vom Meer umschlossene Stück Land. Ja, schüttelt nur die Köpfe Ihr Smart und Fahrradfahrer. Heute gehört die Straße uns. Und wieder ist Gewitter auf Zingst.
So mancher Radfahrer hat sich dann gewünscht, er wäre 2 Minuten schneller gewesen…jetzt muss er eine halbe Stunde warten, bis alle Ponys und anderes amerikanisches Traumblech vorbeigeritten wurde.
Die gewählte Tour durch die Natur war der Hammer…wer weiß wie ein Nadelwald duftet, wenn der Regen gerade durch ist? Werft die Duftbäume weg und fangt die Natur ein.

Wieder zurück auf der Eventfläche und einen Regenschauer später, kommt doch tatsächlich die liebe Sonne durch und trocknet die Cabriodächer. Wenn Wassermoleküle mobil werden und sich über dem Stoffdach in Wasserdampf verwandeln, sieht das schon toll aus. Wenn Teilchen also in Bewegung geraten, brauchen Sie mehr Platz. So will es die Natur. Und da auch der Mustangfahrer, als kleines Teilchen der automobilen Welt, Platz braucht, bieten einige von uns Spendenfahrten an, um uns, die Mustangs und zahlende Kundschaft zu bewegen. Gegen eine kleine, in einem komplexen mathematischen System errechneten Mitfahrtarif errechnete Spende, können nicht Mustangbekloppte mit uns mitfahren.
Wenn dann ein Junge von 12 Jahren aus deinem Auto steigt und zu Mama sagt, ich zittere noch…dann weißt du, dass du alles richtig gemacht hast :cowboy:

Zwischenzeitlich tummeln sich wohl über 100 amerikanische Träume auf dem Gelände und werden im Laufe dieses Tags von etwa 2000 Menschen bestaunt.

Bekloppt ist dann mein Gesichtsausdruck, als ein alter Mann (der hatte seinen Zenit schon hinter sich) in meinen Mustang steigt, mir nen Zwanziger in die Hand drückt und sagt „Ich will zum Hafen, da steht mein Auto…aber offen bitte“…na gut…dann bin ich mal Taxi für 1,3 Kilometer. Doof nur, das andere ortsunkundige Mustangfahrer wie die Lemminge hinter mir die 1,3 Km zu Hafen herfahren…anstatt die angedachte tollte Route um den Ort zu nehmen.

Derweil kann, wer immer auch möchte, sein Fahrzeug vor Publikum vorführen und von einem Moderator erklären lassen. Hier erfährt man Sachen vom Moderator mit Insiderwissen, die selbst Wikipedia noch nicht wusste. Am Ende dürfen die Zuschauer, die mit immer besser werdendem Wetter dazu strömen, Ihr Lieblingsfahrzeug wählen.
Gewinner gab es unter Mustangs und sonstigen Fahrzeugen.
Meine Stimme für die beste Folierung ging an den Mercedes mit dem Kennzeichen MVL-33184. Einfach toll dieses Silber,Blau und Gelb.
Und für alle, die denken, sie wissen wer gewonnen hat…falsch…der Olli konnte nicht gewinnen, denn mein Kind und damit sein persönlicher Glücksbringer war nicht dabei, weil zu Hause mit Arm kaputt…doof, aber nicht zu ändern.
Nicht vergesse wollen wir auch die Preise…die Gewinner der Wahl haben ein Fotoshooting der Extraklasse gewonnen. Im Hafen auf der Pier und am Strand. Orte, die sonst kein Mustang in Zingst besuchen darf.

Zusätzlich gab es eine Sonderverlosung für alle und nicht nur die ganz schönen. Zu gewinnen gab es eine Borla CatBack…die hat dann Ponyhof und später der Andy gewonnen…ich war verwirrt. Besonders daran ist aber, das Borla eigentlich keine Werbung oder gar Geschenke in Deutschland gemacht hat. Auf diesem Event ist es das erste Mal, dass es sogar so eine Tröte zu gewinnen gibt. Immerhin haben Mustangfahrer ja auch eine soziale Verantwortung und müssen dem geneigten Ohr der vorbeirauschenden Fußgänger etwas bieten können. Der Andy kann das jetzt :engel:

Auch gab es viele Gewinne in der Tombola.
Am Ende konnte dem TSG Zingst sogar ein Scheck um Wert von 3.400 Euro überreicht werden. Wenn das mal nix ist.
20 Lose und am Ende habe ich vier kleine Tüten Gummibärchen gewonnen…Juhu…ich werde Diabetiker, auch wegen dem Kuchenstand mit dem Selbstgebackenem…mhhhhh…ein Träumchen.

Aber nun lieber Leser und Sauerstoffverbraucher ein Wort zu den Besuchern.
Normale Menschen gehen zu dieser Zeit einkaufen, genießen ihren Urlaub oder erfinden die Farbe Grün. Die anderen kommen zu uns und frönen der Leidenschaft für das erotische gedengelte Mustangblech.
Jenny und Mario…wir erinnern uns an die beiden Initiatoren des Events, bekommen den Mund vor Staunen über die unerwartete Größe des Events nicht mehr zu…obwohl das wegen des Regens besser wäre.

Neben Linedance-Vorführungen gab es jede Menge für das leibliche Wohl. Viele nette Gespräche und vor allem viele Fragen von Besuchern.

Das beeindruckende Bild von über 100 amerikanischen Fahrzeugen in allen möglichen Farben und viele tolle Gespräche prägen dieses Event. Der Großteil dieser Fahrzeuge waren natürlich Mustangs. Klingt langweilig, ist es aber nicht. Denn kaum ein Mustang gleicht dem anderen. Warum das so ist? Nun ja…Ford hat den Mustang als eine Art Serviervorschlag gebaut und jeder muss das Gericht mit seinen Zutaten und Gewürzen selber fertigkochen. Gern genommene Gewürze sind Auspuffanlagen, Felgen und eine Briese Fahrwerkstechnik.
Wer braucht da schon drei Tage Dauerparkplatz am Cowboyunterhaltungszirkus im Harz, wenn er zwischenzeitlich zu Freunden gewordene zweibeinige Kohlenstofforganismen auch hier treffen kann.

Und dann immer wieder dieser Göttliche 1-5-4-8-6-3-7-2 V8-Sound…ein akustischer Orgasmus für die Sinne B)

Nun…alles hat ein Ende…sogar der Informationsoverkill des Moderators. Und so verlassen wir nach und nach den Platz.

Aber weil man ja nicht einfach auseinandergeht, haben wir uns nach einem Spaziergang von den Hotels (Wahnsinn…wir sind 1,7 Km zu Fuß gegangen), in einer Location zur Abschiedsveranstaltung getroffen und das Buffet, unter der aus Niedersachsen importierten, amerikanischen Dekoration geplündert. OK, das ging zum Teil sehr schnell und ich habe gehört, vor allem die Burger und Rippchen gingen gut weg, aber lecker war es allemal.
Hier war sogar Chili im ConCarne drin.
Und natürlich gab es auch viele tolle Getränke…ich habe natürlich nur Wasser getrunken…Wasser ist der Salat unter den Getränken. Und ich muss ja weg vom Zucker…wegen Kuchendiabetis.
Wenn ich nur mal wüsste, wo der Point of No Return für mein Leben ist…dann wüsste ich, ab wann ich mit dem Rauchen und Saufen beginnen kann :bier:

Für alle Spaziergänger, die noch immer verwirrt sind,…dass wo wir da langgelaufen sind nennt man „Natur“. Das ist das Zeug, dass in einigen Millionen Jahren mal zu neuem Sprit verarbeitet wird, wenn es nicht vorher durch Megafabriken, die Akkus für Autos bauen müssen, zerstört wurde.

Was final bleibt, ist die Erkenntnis, dass auch klein geplante Ausflüge plötzlich Dimensionen annehmen können, die so nicht erwartet wurden und vor allem bleibt die Freude über das Wiedersehen und Kennenlernen all dieser freundlichen, teils unrasierten aber immer fröhlichen (solange es Burger gibt) Mustangfahrer und Mustangfahrerinnen.

Ihr seid toll…alle…und vor allem habe ich großen Respekt vor Jenny & Mario (ich weiß was bedeutet, Ausflüge & Treffen zu organisieren) und Ihrem Durchhaltewillen, als dann doch alles etwas gewaltiger wurde.

So…die Sonne schneit und ich muss noch offen 300 Kilometer nach Hause reiten…
…bis zum nächsten Treffen, Euer Goedi
 
Klasse geschrieben Marco (inhaltlich voll auf den Punkt und mit reichlich Humor). Genau mein Geschmack! :daumenhoch: :)
 
Super geschrieben Goedi,

Das Wetter war durchwachsen, ja aber alles in allem nicht mal so schlecht. Bei uns zuhause hat es zu der Zeit geschneit :).
Leider war meine bessere Hälfte frisch operiert und dadurch recht schlecht zu Fuß. So konnten wir bei weiten nicht alle kennenlernen, geschweige denn sich Nicknames, Autos und Echtnamen zu merken und wieder zuzuordnen. Aber da kann ich ja noch ein paar Jahre üben :).
Wobei mir das jetzt gar nicht mal das wichtigste ist. Wir finden so Treffen einfach super zum entspannen, finden den Mustang sowie die meisten anderen US 8er einfach Klasse. Drum stört uns es jetzt auch nicht, 3 Tage nur mit Mustangs auf einer Wiese rumzustehen :)
Das dritte mal jetzt dann...
Der Strand war übrigens auch super. Wie das dann in der Hauptsaison aussieht lassen wir mal dahin gestellt.
mlg
Stefan
 
Super Beitrag, besser kann es nicht beschrieben werden.

Danke dafür.

So war dat.
 
Mario,

hast Du sehr gut geschrieben, besser geht gar nicht. Dem ist nichts hinzuzufügen, Schankedön.
 
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