Warum habt Ihr Euch für einen "Ami" entschieden?

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Ort
Norddeutschland
Fahrzeug
Shelby GT500 (2020)
Ich stelle diese Frage einmal in den Raum und erzähle meine Geschichte dazu.
Denn ich glaube, dass viele von Euch eine durchaus interessante Geschichte dazu erzählen können und nicht nur nach einem Vergleich der am Markt verfügbaren Alternativen gekauft haben.
Vielleicht kommt ja noch die eine oder andere tolle Story dazu.





Eine fast philosophische Frage, ist doch der Besitz eines Muscle Cars für viele hier schon eher eine Einstellungssache als der reine Wunsch nach Leistung und Sound.
In meinem Stammhirn (Damit ist zum Glück auch geklärt, dass ich ein Hirn besitze) hatte sich schon in allerfrühesten Kindertagen der Wunsch nach einem Mustang manifestiert.
Allerdings galt dieser Wunsch tatsächlich lange als unerfüllbar.
Denn wenn man in den ungebrauchten, neuen Bundesländern geboren und aufgewachsen ist, geht in die Richtung schon mal gar nix (Dank antiimperialistischen Schutzwall) und später hindert einen die Angst vor importierten Bastelbuden aus Amiland und die eigene Unfähigkeit mit Mechanik und Elektronik umzugehen (ja, ich bin Handwerkslegastheniker) an der Erfüllung des tief im Herzen verankerten Wunsches.

So habe ich dann, danke ein wenig Gehirn, meine jährlichen Konzenr-Bonuszahlungen genutzt (Ja, die durfte ich fast für mich alleine ausgeben), um meine Traumwagen zu fahren.
Langzeitmieten und die Erkenntnis, dass ich nur einen Hintern aber viele Traumautos habe, haben mir geholfen, über Jahre hinweg die tollsten Autos für 2-6 Monate auf meiner Auffahrt zu parken.
Vom BMW-M3 (ich liebe V8) über Audi-R8 (ich liebe V10), Aston-DB9 (ich liebe V12) bis zum BMW-i8 (ich liebe Hybride) und vielen weiteren tollen Traumwagen, hat sich der Traum vom „eigenen Mustang“ aber nicht verabschiedet.

So kam es dann, dass der Ford Mustang für den deutschen Markt angeboten wurde und zugleich meine Hormone nervös la cucaracha zu singen begannen.
Zwei todlangweilige Probefahrten im Cabrio und Coupe…gab es natürlich nicht. Vielmehr begann ich innerlich zu jubeln und mit dem V8 zu vibrieren (heute weiß ich, es war die Kurbelwelle) und mit wirren Worten meine Frau zu bearbeiten.
Aber wie wir es auch drehten. Das Auto passte nicht. Als Ersatzwagen für den Focus ST meiner Frau nicht (weil das Parkhaus auf Ihrer Arbeit zu eng ist) und auch nicht als Drittwagen neben dem Focus ST und meinen Dienstwagen und der Angst meiner Gattin vor dem Winter mit Heckantrieb in einem ungehobelten amerikanischen Automobil.
Somit wurde der Traum erstmal begraben… :cry:

Dann begann eine tragische Zeit in unserem Leben, die alles veränderte.
Meine Freundin und Frau (ne Frau kann jeder in Russland kaufen…ne Freundin ist was viel tieferes) bekommt mit Ende 30 einen Schlaganfall.
Zeitgleich verunglückt Ihr Vater vor den Augen der Familie tödlich bei einem Arbeitsunfall auf dem Bauernhof.
Es hat lange gedauert, diese Dinge zu verarbeiten.
Um es kurz zu machen…meine Freundin hat sich erholt und ist voll genesen und der Bauernhof gehört jetzt der Schwester meines Schatzes.

Geblieben ist die Erkenntnis, den Tag zu nutzen und nicht auf Morgen zu warten. Dinge nicht aufschieben und Feste feiern, wie sie fallen.
Plötzlich heißt es „Kauf ihn“ und das haben wir dann auch getan und bis heute nicht bereut :cowboy:

Offen, Automatik und V8…das waren die Bedingungen, um mein Stammhirn vom lange erträumten Mustang zu erlösen.
Sich einmal wie ein echter Cowboy fühlen und alleine durch das Auto zum coolen Typ zu werden. Wow…war ich stolz.
Dazu gab es einen gebrauchten Fiesta für den Arbeitsweg meines Schatzes, einhergehend mit der Entscheidung, den Mustang nur von März bis November laufen zu lassen. Also Fiesta statt Winterfelgen.
OK, das mit der Saisonzulassung war doof…aber am Ende ein verschmerzbares Zugeständnis.

Kurze Zwischennote:
Wir haben den Wagen gebraucht, drei Monate nach Zulassung mit 8Tkm von einem Rentner gekauft. Fast 10T€ unter Liste.
Der hat den Wagen einmal mit allem bestellt, weil Traumwagen. Und dann ist er an die Atlantikküste (Frankreich, Portugal, Spanien), dann nach Italien und zurück nach Deutschland gefahren…hat drüber geschlafen und beschlossen, sein SL300 passt doch besser zu ihm.
Soweit kurz angerissen, warum wir unsere Traumfarbe aufgebeben haben und nun einen weißen Mustang fahren.

Schön war auch der Tag der Abholung. Ich habe meinen Sohn (damals 11) in einen Leihwagen (Einwegmiete) gesetzt und bin mit ihm nach Bonn gefahren…ohne das er wusste worum es geht.
Klar das er über die Jahre auch massiv mit dem „ich liebe Autos“ Virus infiziert wurde und schon mit 9 Traktor fahren gelernt hat.
Als wir dann mit einem Taxi in die Straße einbiegen und sogleich den Mustang sehen sagt er „Kaufen wir den?“.
Ich sage ja…er schaut mich ganz kurz an…er grinst und jubelt und tanzt um den Mustang. Ich habe ihn selten so überrascht und freudig gesehen.
Ich kann nur sagen, die Heimfahrt war sehr emotional für uns beide...und er hat sich fest vorgenommen, den Mustang eines Tages zu erben :lol:

Nach nunmehr 2,5 Jahren mit dem Wagen liebe ich die Veränderungen den dem Fahrzeug (Klappenauspuff, Fahrwerk etc.) und bereue keinen Tag und keinen Euro.

An dieser Stelle sei gesagt, dass viele den Mustang einfach nicht verstehen!
Das was Ford hier verkauft ist kein M4 oder SL AMG…also alles andere als Perfekt.
Nein…was Ford uns da anbietet ist eher als „Serviervorschlag“ zu verstehen (das gilt uneingeschränkt auch für andere Ami).
Also nehmt den Koffer und kocht Euer eigenes Menü. Nehmt Zutaten wie Felgen, Fahrwerke und Auspuffanlagen und komponiert. Dann werdet Ihr auch zufrieden sein und Spaß haben.

Und noch etwas ist mir aufgefallen. Ich habe abgesehen von den AstonMartins kein Fahrzeug erlebt, dass so Neidfrei bei meinen Mitmenschen ankommt und sogar richtig tolle Emotionen und Begeisterung auslöst.
OK…ein paar Neider gibt es immer. Nachbarn zum Beispiel…das rührt aber eher aus der Historie heraus…haben doch all die Sportwagen der Vergangenheit meinen Ruf in der Nachbarschaft geprägt…aber soll ich Euch was sagen? Mir doch egal.

Zwischenzeitlich starten morgens eine V8-Symphonie in unserem Wohngebiet. Eingeläutet vom Aston Martin nebenan, über den Camaro vor mir und meinem Mustang…ich liebe es…

Ich und mein Pony fressen weiter die Landstraßenkilometer und lernen neue Freunde kennen und genießen die Blicke und Likes der Eingeborenen, wenn die Landschaft an uns vorbeifliegt :daumenhoch:

Auf die kommenden Jahre
Goedi :cowboy:
 
Sehr schön zu lesen Marco!

Dann will ich mal meinen Werdegang kurz anreißen.
Bei mir war bis Mitte 2017 ein Ami überhaupt kein Thema. Die üblichen Vorurteile:
Taugt nichts, brauch 25 Liter und kann keine Kurven.
Da ich berufliche einen A5 mit immerhin 252 PS fahren darf, gingen die Überlegungen in diese Richtungen.
Ein S3 Cabrio rückte in die engere Wahl. Oder ein TT (RS) Roadster order etwas in der Art.
Etwas offenes sollte es auf jeden Fall sein. Evtl in ein paar Jahren, um das bestehende Cabrio abzulösen.
Nun wurden die Motoren vom Hubraum immer kleiner, obwohl die Leistung immer größer wurde.
Gleichzeitig versuchen immer mehr Modelle das mit "Schaltfürzen", elektronischem Sound zu kaschieren.
Also den gleichen 2 Liter im S3 Cabrio zu fahren, den ich schon im A5 habe, nur mit ein paar PS mehr?
Mit einem Sound, der bei mir eher Ablehnung als Freude auslöst?
Eher nicht.

Hinzu kam, das Audi bei mir beim Modell Wechsel vom B8 auf den B9 sehr in Ungnade gefallen ist.
Einige Dinge sind einfach nicht mehr Premium, dass wie immer mit bestellte Soundsystem klingt im B9 aufgrund der Einsparungen bei Audi nach Baumarkt, kurz; Ich hatte das Gefühle für die Betrugsmasche des Konzerns zur Kasse gebeten zu werden. Der Gipfel der Arroganz war dann das Angebot von Audi, den Leasingvertrag vorzeitig zu beenden. Kosten sollte komplett ich tragen und mir dann den A5 mit B&O Soundsystem bestellen. Eine Nachrüstung des B9 wollte oder konnte man nicht.
Durch diese Nummer und weitere Dinge, die mir im Konzern zunehmend sauer aufgestoßen sind, war der Konzern keine Option mehr für eine Neuanschaffung.

Ich kann überhaupt nicht mehr sagen, wie ich auf den Camaro kam. Irgendwo im Internet gesehen und es war Liebe auf den ersten Blick. Ihn meiner Frau in der Erwartungshaltung gezeigt, das sie mir den Vogel zeigt. Zur völligen Überraschung kam spontan: "Hammer Auto, was ist das für einer?". Dann im Internet nach einem Konfigurator gesucht. Schnell war die Wunschkombi "red hot" mit der Innenaustattung "adrenalin red" gefunden.
Und löste gleichzeitig ein großes Staunen über den recht überschauberen Preis bei "voller Hütte" aus.

Also ab in die Recherche: Was kann er? Was sagen Eigentümer zum Camaro?
Nächste Etappe des Erstaunens: Braucht gar keine 25 Liter, Camaro kann plötzlich auch Kurven und das sogar sehr gut!
Innenraum zwar nicht auf Audi Niveau, aber durchaus akzeptabel. Keine Aufpreisorgien wie bei Audi, bei denen man im Konfigurator nach 2 Stunden mit Kopfschmerzen aufgibt, weil es dies nicht ohne das gibt.

Die Neuanschaffung sprang mal fix auf Platz 1 auf der Prioritätenliste. Dann die Ernüchterung: die gewünschte Kombination gab es nirgends ab Lager, zudem war der Camaro Mitte 2017 heiß begehrt. Lieferzeiten von 6-8, bis hin zu 11 Monaten gaben die Händler an.
Ein Händler war dann wirklich auch bemüht und gewillt, uns die gewünschte Konfiguration mit Lieferdatum des nächsten Aprils im Vertrag zu garantieren. Also knapp 2 Wochen vor dem Jahresurlaub die Bestellung aufgegeben.

Stand heute muss ich sagen, das mir (uns) noch keine Auto so viel Freude gemacht hat. Wir sind von März bis Oktober knapp 9000 km gefahren. Keiner davon war in irgend einer Form nötig oder sinnvoll. Trotzdem oder genau deshalb möchte ich keinen einzigen missen. Ich kann bis heute nicht genug davon bekommen, den Startknopf zu drücken und diesen wundervollen Motor zu hören und zu spüren. Selten hat etwas materielles bei mir solche Glücksgefühle ausgelöst. Viele Automobile versuchen in der Werbung mit Emotionen zu punkten. Der V8 liefert. Als Sahnehaube bekommst Du noch hochgereckte Daumen, völlig begeisterte Kinderaugen und eine Community obendrauf. Leute, die es wie du genießen, so einen Exoten zu fahren und mal eben 100 km Anfahrt nur für einen US Car Stammtisch in Kauf nehmen.

Ich kann nur jedem empfehlbaren, sich mal mit dem Thema Ami auseinander zu setzen, Ich kann mir kaum ein anderes Auto für Menschen mit einem normalen EInkommen vorstellen, was einem so viel zurück gibt. Leider sind die Tage für diese großvolumigen Motoren gezählt. Zum Glück haben wir und noch rechtzeitig eins dieser Sahnestücke angeschafft. Hätte der Camaro uns nicht auf den ersten Blick verzaubert, wäre wohl auch ein Challenger oder Mustang ein potentieller Kandidat gewesen.

Ja und das Radio? Ist von Bose und gar nicht mehr so wichtig. Der Sound kommt ja von vorn.:inlove:
 
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